Pfarrerin Ulrike Walter

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Am ersten Tag der Woche kamen sie

[die Frauen] in aller Frühe zum Grab, als eben die Sonne aufging. (Markus 16,2)

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

in aller Frühe, noch vor Sonnenaufgang versammeln wir uns am Ostermorgen um das Feuer. Ganz still ist es in den noch dunklen Straßen, wenn ich mich auf den Weg mache, voller Erwartung und Vorfreude.

Auf den Weg gemacht haben sich damals einige Frauen. Sie sind eher voller Anspannung und Sorge. Sie wollen so früh wie nur möglich ankommen, dort sein, am Grab des geliebten Freundes. Sie wollen ihn noch einmal sehen, berühren. „Wohlriechende Öle“ haben sie mitgebracht. Es war alles so schnell gegangen vor „drei“ Tagen. Der Rüsttag war es gewesen, der Tag vor dem Sabbat, als sie Jesus grausam am Kreuz hingerichtet hatten. Es war wohl am frühen Nachmittag, um die „neunte Stunde“, als Jesus laut aufschrie, bevor „er verschied“. (Markus 15, 34-37) Ein Freund, der angesehene Ratsherr Josef von Arimathäa, hatte beim römischen Statthalter Pilatus noch vor Eintritt der Sabbatruhe die Freigabe des Leichnams erwirkt und diesen in ein Felsengrab legen lassen. Dorthin sind sie nun unterwegs an diesem frühen Morgen. Quälend lang hat sich der Sabbat hingezogen, der Ruhetag. Doch ruhig waren sie nicht an jenem Tag und in jener Nacht.

Am ersten Tag der Woche kamen sie [die Frauen] in aller Frühe zum Grab, als eben die Sonne aufging.

Mit Sonnenaufgang ist es ihnen endlich möglich, zum Grab zu gehen. Doch was sie vorfinden, ist unfassbar – und erschreckt sie. Das Grab ist leer, der Stein weggewälzt. Und auch die Worte des Engels können sie nicht beruhigen. „Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. ER ist auferstanden. ER ist nicht hier!“ Sie fliehen erst mal und sagen „niemand etwas, denn sie fürchteten sich.“

Und doch bahnt sich die Nachricht vom leeren Grab, von der Auferstehung, ihren Weg in die Welt. Wie die jungen Triebe sich ihren Weg zum Licht bahnen. Das neue Leben kann nicht verborgen bleiben. Menschen, die dem Auferstandenen begegnen, werden erfüllt von Hoffnung und Freude – wie die beiden Jünger in Emmaus, deren Herz „brannte“, „da er mit uns redete auf dem Wege und uns die Schrift öffnete?“ (Lukas 24,32); oder wie Paulus, den das Licht des Auferstandenen erst blind werden lässt und dann die Augen öffnet, so dass er einer der leidenschaftlichsten Verkünder der Auferstehung wird.

Seit jenem „ersten Tag der Woche“, an dem die Frauen das Grab leer gefunden haben, kommen Menschen zusammen, weil ihr „Herz brennt“. Seit jenem „ersten Tag der Woche“ halten wir uns zu dem, der den Tod besiegt hat.

Wieder dürfen wir in diesen Tagen erleben, wie das neue Leben sich Bahn bricht. Überall kommen die Blüten aus dem bis dahin unscheinbar und leblos wirkenden Erdboden oder aus den kahlen Ästen der Bäume, wie auf unserem Titelbild. Die Knospen, die bereits beim Absterben der „alten Blätter“ angelegt waren, sie brechen mit den länger und heller werdenden Tagen auf. Wo alles tot schien, wartet doch das neue Leben.

Am Ostermorgen versammeln wir uns vor Sonnenaufgang wie in jedem Jahr um das Osterfeuer. Ich lade Sie ein, diesen besonderen Moment mitzuerleben. Ich lade Sie ein, den Ruf aufzunehmen, der sich an diesem Morgen erneut Bahn bricht:

Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden! Halleluja!

 

Ich wünsche Ihnen noch eine gesegnete Passionszeit und ein fröhliches Osterfest!

 

Ihre

Ulrike Walter