Pfarrerin Ulrike Walter

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„Hast du mich lieb?“ (Johannesevangelium Kapitel 21, 16 und 17)

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

wann haben Sie diese Frage zum letzten Mal gestellt? Wann wurde Ihnen diese Frage gestellt? Wie haben Sie geantwortet? Wie wurde Ihnen geantwortet? Eine Beziehung, eine Liebesbeziehung lebt davon, dass die Partner einander vertrauen. Wo Vertrauen enttäuscht wird, gerät die Beziehung leicht in die Krise. Da ist auf einmal die Liebe nicht mehr sicher. Da kommt die Frage auf: Meint der andere/die andere es wirklich noch ernst und hält zu mir? Ist da noch genug Liebe für das gemeinsame Leben?

Wie sehr Jesus von seinem Jünger Petrus enttäuscht ist, können wir seiner Frage „Hast du mich lieb?“ nicht ablesen. Petrus, dem Jesus den Namen „Fels“ gegeben hatte, war meist vorne dabei, wenn es darauf ankam. So hat er es als einziger gewagt, auf Jesu Aufforderung hin mitten auf dem See das Boot zu verlassen und übers Wasser zu Jesus zu gehen. Jesus nimmt Petrus als einen der wenigen seiner Jünger mit auf den Berg, auf dem er mit Gott spricht (Lukas 8,28 ff). Petrus versucht seinen Freund Jesus mit dem Schwert zu verteidigen, als dieser im Garten Getsemane festgenommen wird (Johannes 18.10.11). Und Petrus tönt lautstark beim letzten gemeinsamen Essen, dem „Abendmahl“, bevor Jesus gefangengenommen und getötet wird: „Herr, ich bin bereit, mit dir ins Gefängnis und in den Tod zu gehen“ (Lukas 22,33). Doch dann passiert es. Petrus bekommt es mit der Angst zu tun und verleugnet seinen Freund Jesus. Dreimal in jener Nacht vor Jesu Hinrichtung leugnet Petrus, Jesus zu kennen. Als der Hahn kräht, erkennt Petrus, was er getan hat – und „er ging hinaus und weinte bitterlich“ (Lukas 22,62). Die Beziehung zwischen Petrus und Jesus schien auf einem Tiefpunkt. Zumal kurze Zeit später Jesus hingerichtet wurde und starb.

Doch dann erscheint der Auferstandene unter den Jüngern. Als sie wieder ihrem Alltagsgeschäft, dem Fischfang, nachgehen und, wie vor vielen Jahren, die Boote leer ans Ufer zurückbringen, steht Jesus da und empfängt sie. Er wendet sich ganz speziell Petrus zu und fragt ihn dreimal: „Hast du mich lieb?“ Und dreimal antwortet Petrus: „Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe!“ Mit seiner Liebeserklärung bittet Petrus zugleich darum, dass Jesus ihm verzeiht. Auch wenn es ihn traurig macht, dass Jesus dreimal fragt, ahnt er wohl, dass es mit seiner dreimaligen Verleugnung zu tun hat. Nun weiß Jesus, dass Petrus es ernst meint. Er zeigt Petrus, dass er ihm vertraut und gibt ihm den Auftrag: „Weide meine Schafe!“ „Bleibe bei denen, die sich an mich, Jesus, halten, kümmere dich um sie und halte sie zusammen.“

Die Kinder des Kindergartens haben sich mit dem Leben des Petrus beschäftigt und Bilder gestaltet. Eines sehen Sie als Titelbild. Immer wieder wurden Elemente aus den Geschichten dazugestellt: Der See, das Ufer, das Boot, das Fischernetz, die Fische, der Felsen, das Feuer… und zuletzt das große rote Herz.

Es steht für die Liebe Jesu zu Petrus und für Versöhnung und Neuanfang. Es steht aber auch für die Liebe des Petrus zu Jesus, den er nun nicht mehr enttäuschen will. Das Herz steht auch dafür, dass Gott die Menschen so lieb hat, dass er in seinem Sohn Jesus Christus mitten unter sie gekommen ist.

Wir gehen auf das Ende des Kirchenjahres mit seinen besonderen Gottesdiensten zu. Dass Umkehr wie bei Petrus möglich ist, daran erinnert uns der Buß- und Bettag. Am Reformationstag hören wir, dass Gott in Jesus Christus den Grund gelegt hat, auf den wir bauen dürfen. Und am Ewigkeitssonntag erinnern wir uns daran, dass unsere Verstorbenen in der Liebe Gottes geborgen sind.

So lasst uns wie Petrus immer wieder unsere Liebesbeziehung zu Jesus erneuern. Er ist da und wartet auf uns.

Diese wunderbare Erfahrung wünscht Ihnen

Ihre

Ulrike Walter, Pfarrerin