Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens. Lukas 2,14
Liebe Leserin, lieber Leser,
auch in diesem Jahr hat sich wieder das „Friedenslicht von Bethlehem“ auf den Weg in die Welt gemacht. Auf dem Titelbild ist es zu sehen, als es zum letzten Mal an einem Weihnachtsfest nach Spechbach getragen worden war. Auch in diesem Jahr wollen wir es wieder zu uns holen. Mehr denn je sehnen sich Menschen dieser Welt nach Frieden. Haben nicht die Engel in der heiligen Nacht vom Frieden gesungen?
Sehnsucht nach Frieden, nach Ruhe, nach Sicherheit, Gesundheit und Freude hat vor über 200 Jahren auch den katholischen Priester Joseph Mohr umgetrieben. Er lebte im Salzburger Land. Es ist das Jahr 1816. Fast zwei Jahrzehnte haben die Napoleonischen Kriege Europa fest im Würgegriff. Es grassieren Hunger und Seuchen.
Armut und Leid, Unsicherheit und Hilflosigkeit prägen den Alltag.
Da setzt sich Joseph Mohr hin und bringt seine Gedanken, seine Sehnsucht zu Papier.
„Stille Nacht, heilige Nacht“
Es ist eine Friedensbotschaft.
Stille Nacht, heilige Nacht, die der Welt Heil gebracht…
Heil, Frieden, Schalom…
In dieser heilgen Nacht, in der Jesus geboren wird, kommt Schalom auf die Erde. Gott lässt uns seine Fülle sehen, seine Gnadenfülle.
Diese Gnadenfülle sehen wir in Jesus, der die Gestalt eines Menschen annimmt.
Mohr dichtet:
Stille Nacht! Heil`ge Nacht!
Die der Welt Heil gebracht;
aus des Himmels goldenen Höh‘n
uns der Gnaden Fülle lässt seh’n:
Jesum in Menschengestalt!
Mitten hinein in diese unwirtliche, kriegerische, unfriedliche Welt ergießt sich Gottes Liebe. Mitten in die Unsicherheit der politischen Veränderungen, die Städte und Regionen auseinanderreißen, wovon auch Joseph Mohr selbst betroffen ist, mitten hinein ruft er die Botschaft der Beständigkeit und Treue Gottes, die sich in der heilgen Nacht zeigt.
„Stille Nacht, heilge Nacht – nur einer hat die Macht…“ „wo sich heut alle Macht väterlicher Liebe ergoss“ dichtet Joseph Mohr, „und als Bruder huldvoll umschloss Jesus die Völker der Welt.“ In Jesus ergießt sich die Liebe des Vaters.
Von Vorzeit an haben Menschen mit diesem Gott die Erfahrung gemacht:
Er lässt immer wieder Milde walten, lässt Neuanfänge zu, ja, macht selbst Neuanfänge. Etwa nach der Sintflut. Mit Menschen wie David, der sogar einen Mord auf dem Gewissen hat. Gott selbst lässt ab von seinem Grimm. Gott selbst verschont und vergibt. Und die Krönung ist die Geburt Jesu, dort im Stall in Bethlehem.
„Stille Nacht, heilge Nacht. Lange schon uns bedacht, als der Herr vom Grimme befreit, in der Väter urgrauer Zeit aller Welt Schonung verhieß!“
Die sechs Strophen des Liedes münden in den Befreiungsruf:
Jesus, der Retter ist da!
Das verkünden die Engel.
Das verkündet in diese Welt.
Bei Fernen und Nahen ertönt es.
Jesus, der Retter ist da!
Zwei Jahre später wird das Lied von Franz Xaver Gruber vertont und an Weihnachten 1818 zum ersten Mal gesungen; ursprünglich als Zwiegesang.
Mit sechs Strophen, deren Schlussruf lautet: Jesus der Retter ist da.
Es wurde zum bekanntesten Weihnachtslied der Welt. Auch wenn nur drei der sechs Strophen übriggeblieben sind – auch wenn der Schlussruf in die Mitte gewandert ist.
Die Sehnsucht nach Frieden eint uns nicht nur in der Heiligen Nacht.
Lassen wir nicht nach, die Friedensbotschaft in die Welt zu tragen – mit Lichtern und mit dem Ruf:
Jesus der Retter ist da.
Ich wünsche Ihnen eine gesegnete und friedvolle Advents- und Weihnachtszeit!
Ihre
Pfarrerin Ulrike Walter