Wie heilig ist diese Stätte! Hier ist nichts anderes als Gottes Haus, und hier ist die Pforte des Himmels. (1 Mose 28,17)
Liebe Leserin, lieber Leser,
mitten im Nirgendwo hat Jakob eine Begegnung. Seinen alten Vater Isaak, der im Sterben liegt, hat er übelst hintergangen und betrogen. Jakob hat sich den Segen erschlichen und damit ein Großteil des Erbes. Sein Zwillingsbruder Esau sinnt auf Rache, denn er soll nun leer ausgehen. Jakob flieht und verlässt sein Elternhaus. Unterwegs ins Unbekannte hat er in der Nacht einen Traum. Er sieht eine Leiter, die von der Erde bis in den Himmel reicht. Engel steigen daran auf und nieder. Gott selbst erscheint am oberen Ende der Leiter und spricht Jakob an. Er lässt ihn wissen, dass er, Gott, Jakob auch in dieser Situation nicht alleine lässt. Jakob muss zwar mit den Konsequenzen leben, die sein Handeln nach sich ziehen. Der Weg in die Fremde bleibt ihm nicht erspart. Doch auch jetzt verlässt Gott ihn nicht. ER spricht ihm zu:
„Siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst, und will dich wieder herbringen in dies Land. Denn ich will dich nicht verlassen, bis ich alles tue, was ich dir zugesagt habe.“ (Vers 15)
Als Jakob erwacht, steht er ganz unter dem Eindruck dieser Gottesbegegnung und ist voller Zuversicht. Er baut einen Altar und bekennt:
„Wie heilig ist diese Stätte! Hier ist nichts anderes als Gottes Haus, und hier ist die Pforte des Himmels.“
Er nennt den Ort „Beth-El“, „Haus Gottes“.
Menschen begegnen Gott und werden ermutigt, getröstet, gesegnet. Bis heute errichten Menschen Orte der Gottesbegegnung. So nennen wir unsere Kirchen „Gotteshäuser“. Für mich ist es immer wieder heilsam, „über die Schwelle zu gehen“, den Alltag hinter mir zu lassen und mich der Gottesbegegnung zu überlassen. Manchmal bekomme ich eine Ahnung davon, was diese Mauern schon alles „erlebt“ haben. Generationen von Christen vor mir haben hier gebetet, gesungen, gelacht, geweint und geklagt, wurden getauft und gesegnet, haben das Abendmahl gefeiert, die Nähe Gottes gesucht und gefunden. Ich reihe mich ein in die Schar der Gläubigen, „Gemeinschaft der Heiligen“, die an diesem Ort der Gottesbegegnung zusammenkommt.
„Wie heilig ist diese Stätte!“
Auch wenn wir erleben, dass weniger Menschen die Kirchen regelmäßig zu den Gottesdiensten besuchen, sind sie bis heute an den Schwellen des Lebens wie Geburt, Tod, Eintritt ins Erwachsenenlebens oder Trauung eines Paares ein Ort, an dem Lob und Dank, Sehnsucht und Hoffnung, Klage und Anklage ihren Platz haben. Und auch bei Unglücken suchen Menschen die Nähe Gottes in unseren Kirchen.
Über dem Eingang der Evangelischen Kirche in Spechbach ist die Zahl „1775“ eingemeißelt. In diesem Jahr sind es 250 Jahre, dass sich hier die Gläubigen treffen, Gottesdienste feiern, die Gottesbegegnung suchen.
Aktuell sind wir dabei, die Geschichte unserer Kirche zusammenzustellen. Wenn Sie Bilder oder Dokumente dazu haben, freuen wir uns, wenn sie uns diese zur Verfügung stellen.
Das Jubiläum feiern wir mit einem Festgottesdienst am
Sonntag, 25. Mai 2025 um 9.30 Uhr in unserer Kirche. Hierzu sind Sie alle sehr herzlich eingeladen. Es wird eine Ausstellung über unsere Kirche geben.
Übrigens ist unsere Kirche in Spechbach an den Wochenenden geöffnet. Ab 23. März mit dem „Konfirmandengespräch“ feiern wir auch wieder die Gottesdienste in unseren Kirchen. Ich lade Sie herzlich ein, einfach mal vorbeizukommen, über die Schwelle in die Kirche zu treten und wie Jakob damals die Nähe Gottes zu erleben.
Wie heilig ist diese Stätte! Hier ist nichts anderes als Gottes Haus, und hier ist die Pforte des Himmels.
Dies wünscht Ihnen Ihre
Pfarrerin Ulrike Walter